Was ist Ambulant Betreutes Wohnen – ein grober Überblick
Ambulant Betreutes Wohnen ist eine Sozialleistung im Rahmen der Eingliederungshilfe nach dem Sozialgesetzbuch SGB XII. Die Hilfe richtet sich nach dem individuellen Bedarf und der Lebenssituation des Klienten.
Was Ambulant Betreutes Wohnen konkret bedeutet und wie diese Form der Betreuung im einzelnen aussehen kann, darauf gehe ich im Verlauf dieses Artikels genauer ein.
Was ist Ambulant Betreutes Wohnen nicht?
Ambulant Betreutes Wohnen ist nicht gleichzusetzen mit gesetzlicher Betreuung, bei der du einen Vormund hast. Du brauchst nicht befürchten, dass du entmündigt wirst.
Ambulant betreutes Wohnen bedeutet auch nicht, dass du stationär in ein Wohnheim musst, und auch nicht, dass dir eine Wohnung besorgt wird.
Was bedeutet “Ambulant Betreutes Wohnen”?
Es gibt neben dem Ambulant Betreuten Wohnen auch das Betreute Wohnen – ohne den Begriff “ambulant”. Beim Betreuten Wohnen (kurz BeWo), lebt der Klient im Wohnraum des jeweiligen BeWo-Anbieters – meist lebt man mit anderen Klienten in Wohngruppen. Das Ambulant Betreute Wohnen (kurz ABW oder umgangssprachlich auch “BeWo”) findet jedoch, wie der Name schon sagt, ambulant statt. Das bedeutet, der Klient lebt im eigenen Wohnraum und besucht die betreuende Person in deren Büro, oder die betreuende Person besucht den Klienten zu Hause. Hierauf gehe ich später noch weiter ein. Ich persönlich fände, ein Begriff wie beispielsweise “Lebensunterstützung”, beschriebe treffender, worum es sich handelt.
Für wen ist Ambulant Betreutes Wohnen?
Die größte Zielgruppe von ABW sind Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung. Eine weitere Zielgruppe sind Menschen mit psychischer Erkrankung oder Suchtkranke. Auch Senioren sind eine, wenn auch leider noch eher kleine Zielgruppe von ABW. Die meisten Anbieter arbeiten mit volljährigen Personen, es gibt aber auch viele, die sich auf Jugendliche spezialisiert haben. Meist, aber nicht immer ist jeder Anbieter auf eine der Zielgruppen festgelegt. Von Stadt zu Stadt und von Träger zu Träger ist es unterschiedlich, welche Zielgruppe der jeweilige Anbieter bedient.
Wer bietet Ambulant Betreutes Wohnen an?
Neben den großen Wohlfahrtsverbänden, sprich Caritas, Diakonie etc., sowie deutschlandweiten Vereinen wie der Lebenshilfe, gibt es mittlerweile deutschlandweit viele kleine oder größere private Anbieter für Ambulant Betreutes Wohnen. Für Köln sind das beispielsweise “Das BeWo-Team” oder “Gender-BeWo” (letztere bieten auch gezieltere Beratung und Betreuung für Menschen an, die aufgrund ihres Geschlechtes Schwierigkeiten erleben).
Wer bezahlt Ambulant Betreutes Wohnen?
Natürlich müssen die Mitarbeiter des ABW für ihre Arbeit bezahlt werden und die wenigsten von uns sind in der Lage dazu diese Kosten selbst zu tragen. Schließlich benötigen wir Hilfe ja gerade weil wir in einer schwierigen Lage sind. Der Kostenträger in Köln ist beispielsweise der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Von Region zu Region gibt es verschiedene Kostenträger. Bevor dieser die Kosten für das ABW übernimmt, muss die Leistung erst einmal beantragt und vom Kostenträger bewilligt werden. Ich kann nicht für jeden Anbieter sprechen, da ich nicht weiß, wie jeder im einzelnen arbeitet, aber ich möchte dir gerne von meinen Erfahrungen berichten. Das, was dem LVR in meinem Fall vorgelegt wird ist ein sogenannter Hilfeplan und ein SGB-XII-Antrag. Im Hilfeplan wird meine aktuelle Situation beschrieben, welche Ziele im Ambulant Betreuten Wohnen für mich verfolgt werden und was meine persönlichen Schwierigkeiten dabei sind. Es wird also beschrieben, was mich darin einschränkt diese Ziele allein zu erreichen und warum ich die Hilfe vom ABW brauche. Dem Kostenträger soll also glaubhaft gemacht werden, dass ich auf diese Hilfe angewiesen bin, damit er die Kosten dafür trägt. Im SGB-XII-Antrag wird ausgefüllt, welches Einkommen man selbst und Eltern oder Ehepartner haben. Daran wird ermessen, ob gegebenenfalls man selbst oder einer dieser Angehörigen einen Teil der Kosten übernimmt. Mir wurde gesagt, dass sich dies aber auf maximal 3x,xx € pro Monat beläuft, die selbst getragen werden.
Wie ist der Ablauf beim Ambulant Betreuten Wohnen? Wie komme ich da heran und wie wird dann vorgegangen?
(am Beispiel meines Falles)
In meinem Fall war es so, dass ich eine E-Mail an ein paar Anbieter geschrieben habe, in der ich kurz mein Problem (psychische Erkrankung, schwierige/unklare Lebenssituation) geschildert und um ein Informationsgespräch gebeten habe.
Ich wurde daraufhin ins Büro zu einem Gespräch mit der Geschäftsführerin eingeladen und durfte erst einmal erzählen. Wieso habe ich mich an sie gewendet? Womit habe ich zu kämpfen? Welche Unterstützung wünsche ich mir? Anschließend wurde mir noch einmal erklärt, was Ambulant Betreutes Wohnen ist, was sie im speziellen anbieten und wobei sie mich unterstützen könnten. Alle meine weiteren inhaltlichen und formellen Fragen, sowie Fragen zum Ablauf wurden mir dann auch noch beantwortet. Außerdem wurde ich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich ganz in Ruhe entscheiden solle, ob die Leistung das Richtige für mich ist, und dass ich mich zu keiner voreiligen Entscheidung gezwungen sehen müsse. Wir vereinbarten, dass ich in ein paar Tagen per E-Mail Bescheid geben würde, wie ich mich entscheide.
Ich entschied mich für die Betreuung und wurde zu einem weiteren Termin eingeladen. Bei diesem zweiten Termin, hat die Geschäftsführerin meine zukünftige Betreuerin dazu geholt, damit wir uns schon mal kennen lernen und das weitere Vorgehen besprechen, sowie weitere Fragen klären können. Außerdem wurde ich darüber aufgeklärt, dass ich jederzeit sagen kann, dass ich eine andere Betreuerin oder einen Betreuer haben möchte, falls wir nicht so gut zusammen passen, denn ein gutes Vertrauensverhältnis ist in dieser sehr lebensweltnahen Arbeit grundlegend. Daher gelte dasselbe umgekehrt auch für die Betreuerin.
In den folgenden Terminen haben wir uns überwiegend im Büro getroffen und gemeinsam den Hilfeplan geschrieben. Diese Termine bestanden meist aus einer Tasse Kaffee und viel Erzählen. Das heißt, ich durfte richtig schön ausholen und genau beschreiben, was mir zu schaffen macht, welche Art von Leben ich gern hätte, was ich glaube, was ich gut kann und was ich eben nicht so gut kann. Nebenbei konnte meine Betreuerin mich richtig gut kennen lernen und wir konnten ein Vertrauen zu einander aufbauen. (Inzwischen freue ich mich auf jeden Termin, weil wir auch viel lachen, Kaffee trinken und auch von meinen Sorgen kann ich erzählen).
Im Hilfeplan gab es Fragen zu meiner beruflichen Laufbahn, zu meiner Freizeitgestaltung, zu meinen sozialen Beziehungen. All dies schrieb meine Betreuerin in den Hilfeplan, so wie ich es gesagt habe, also mit meinen Worten. Ich könne mich so ausdrücken, wie ich möchte, und wenn ich als Lebensziel habe in einem rosa Schloss zu leben, solle ich auch das genau so im Hilfeplan angeben. Meine Betreuerin sagte, ein solcher Fall sage schließlich auch etwas über die Klientin und ihre Träume aus, oder darüber, dass es vielleicht ein Ziel in der gemeinsamen Arbeit sein könne, zu lernen realistischere Einschätzungen über sich selbst treffen zu können. Die eigenen Aussagen werden also so im Hilfeplan aufgenommen, aber auch die Betreuerin schreibt ihre fachliche Sicht dazu, also wie sie mich und meine Situation einschätzt. Das ganze Schreiben des Hilfeplans ging überaus transparent von statten. Sie hat mir immer wieder vorgelesen, was sie geschrieben hat, mich gefragt, ob das so okay sei (auch ihre fachliche Sicht) und ich habe gegebenenfalls andere Formulierungen vorgeschlagen oder Ergänzungen gemacht.
Wir haben 6 Ziele formuliert, die wir in unserer Arbeit erreichen wollen. In meinem Fall sind das zum Beispiel eine Wochenstruktur zu etablieren, finanziell unabhängig von meinem Noch-Ehemann zu sein, mich beruflich neuorientieren und regelmäßiger soziale Kontakte zu pflegen bzw. neue Freunde zu finden. Parallel zu den Terminen, an denen wir den Hilfeplan geschrieben haben, hat mich meine Betreuerin auch zu einem Termin mit meiner Psychiaterin begleitet und demnächst werden wir uns zu dritt mit meiner Psychotherapeutin treffen. Gleich im nächsten Abschnitt erfährst du, warum.
Was passiert beim Ambulant Betreuten Wohnen?
Wenn du als Klient damit einverstanden bist, gehört ein Vernetzen deiner betreuenden Person mit deinen verschiedenen Ansprechpartner oder Bezugspersonen zur Arbeit dazu, weil dir somit umso besser geholfen werden kann. Die Betreuerin nimmt in deinem Leben eine begleitende und koordinierende Funktion ein. Sie unterstützt dich auf deinem Weg zu einem selbstbestimmteren Leben. Dabei gilt das Motto “So viel Hilfe wie nötig, so viel Selbstständigkeit wie möglich.” Nichts geschieht ohne dein Einverständnis. Du wirst entsprechend deines individuellen Hilfebedarfs unterstützt, sei es bei der Haushaltsführung, beim Einkaufen, Wäsche waschen und kochen, sei es bei Behördenangelegenheiten und Telefonaten, sei bei Arztterminen oder Finanzangelegenheiten, sei es bei Schwierigkeiten in sozialen Kontakten oder bei der Wohnungssuche. All das ist möglich. Informiere dich am besten bei deinen lokalen BeWo-Anbietern, was möglich ist und äußere gleich zu Beginn, wobei du dir Hilfe wünschst.
Damit kommen wir zum nächsten Punkt.
Wie komme ich persönlich an solch einen Betreuer oder Betreuerin?
Google. Natürlich, das ist die erste Möglichkeit, die mir einfällt. Gib “Ambulant Betreutes Wohnen” und den Namen deiner Stadt ins Suchfeld ein. Die Suchbegriffe “Ambulant unterstütztes Wohnen”, “Betreutes Einzelwohnen” und “Wohnassistenz” (andere Bezeichnungen, die dasselbe meinen) liefern dir möglicherweise weitere Ergebnisse. Du wirst mitunter große Sozialhilfeträger sowie kleine private Anbieter finden, die diese Leistung anbieten. Solltest du in einem kleinen Ort wohnen, kann es möglich sein, dass der nächste Anbieter in der nächstgelegenen Großstadt ansässig ist. Aber da die Hilfeleistung ambulant ist, ist nahezu jede Region in Deutschland abgedeckt.
Anstatt im Internet danach zu suchen kannst du auch deine Therapeutin, deinen Arzt oder bei Sozialpsychiatrischen Dienst fragen, ob sie einen Anbieter für Ambulant Betreutes Wohnen in deiner Umgebung kennen.
Achte darauf, dass das Angebot für die Zielgruppe ist, zu der du gehörst (z.B. psychisch erkrankte Erwachsene). Lies dir ihre Webseiten durch und schau, was dich anspricht und zu dir passt, und frage nach einem Informationsgespräch. Bei diesem Gespräch, äußere alles, was dir wichtig ist und was du wissen möchtest. Und vergiss nicht, du brauchst und solltest nichts gleich beim ersten Gespräch entscheiden, sondern in Ruhe überdenken, ob du dich für Ambulant Betreutes Wohnen entscheidest und für welchen Anbieter.
Für den Fall, dass du noch Fragen haben solltest, stell sie mir gern in den Kommentaren.
16 Kommentare zu „Ambulant Betreutes Wohnen – Was ist das?“
interessant, dass es auch betreutes Wohnen für Senioren gibt. Ich denke vielleicht wär das eine gute Option für meinen Opa. Ich suche gerade nach dem passenden Modell von Seniorenwohnungen.
Ja, ich finde das definitiv eine gute Option. Viel Erfolg bei der Suche und alles Liebe an deinen Opa.
Die Informationen, die Sie hier zum Thema ambulante Betreuung mitteilen, sind sehr übersichtlich. Jetzt sollte ich eine bessere Entscheidung treffen können. Meiner Meinung nach sollte man dies immer auf eine gut informierte Weise tun.
Das freut mich, Joachim. Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Entscheidung.
Ich habe seit kurzem jemanden vom AbW ich in froh wenn ich die Frau endlich wieder los bin . Ich komme mir vor wie ein Kleinkind . Sie will mich überallhin “ begleiten “ dann habe ich um Hilfe bzgl einer anderen Wohnung gebeten , Man merkt das die studiert haben . Fühle mich wie ein Versuchskaninchen was nicht ernst genommen wird . Alles wird in Frage gestellt . Ämter 1000 mal genervt obwohl mein Freund und ich da schon waren es wird einem nicht geglaubt . Zudem werden ständig Grenzen überschritten . Ich habe denen mehrfach erklärt wobei ich Unterstützung benötige . Ich wurde auch schon gefragt ob ich nicht in einer Werkstatt arbeiten wolle . Boah . Was geht denen mein Privatleben an ? Richtig Nichts . Ich wuppe das seit Jahren “ alleine “ wenn ich Hilfe brauche frage ich in der Verwandtschaft bzw Bekanntschaft nach . Leider sind die ettliche Kilometer weg so das es meist nur telefonisch geht . Soll Termin bei Arzt machen wo die mitkommen will .Ich frage mich wo ich gelandet bin . Was soll ich beim Arzt zumal dieser fragen würde warum ich die Frau mitschleppe . Wieder eine Grenzüberschreitung . Die tun alles das man lange beim ambuant betreuten wohnen bleibt ob man es braucht oder nicht . Ich brauche ganz sicher keinen Babysitter . Sie will eine aufstellung meiner laufenden kosten auch schon x mal gemacht . Dann fragt sie mich nach meinen “ Eltern “ . Hallo ich bin mittleren Alters . Oh mann wo bin ich nur gelandet ? Die hören einfach nicht zu .
Oh nein, Sina. Tut mir leid, dass du solche Erfahrungen gemacht hast. Davon geht es einem ja nur schlechter als vorher… Ich muss sagen, ich habe sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit ambulanter Betreuung gemacht. Es ist sooo wichtig, dass man der Person vertrauen kann und sich wohl fühlt, sonst bringt es nichts. Kommt ein Wechsel für dich in Frage?
Wie kann man denn den Anbieter wechseln?
Hallo Julia,
oh das weiß ich tatsächlich nicht. Ich persönlich würde vermutlich bei einem neuen Anbieter anfragen und die Situation schildern, dass du wechseln willst. Vielleicht können sie dich beraten und wissen, wie das abläuft. Ansonsten wäre eine Möglichkeit vielleicht noch den Leistungsträger zu fragen?
Ich wünsche dir viel Glück und es tut mir leid, falls du negative Erfahrungen gemacht hast. Das ist leider einfach noch viel zu häufig der Fall!
Alles Gute!
Rebecca
Meine Oma kommt langsam zu dem Alter, wo sie noch mehr Hilfe und Betreuung braucht. Das ist gut zu wissen, dass Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen ambulant betreutes Wohnen brauchen. Ich glaube für meine Oma aber, wäre eine Stationäre für sie am besten.
Hallo Dietrich,
es tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte. Schön, dass mein Artikel dir weiter helfen konnte. Ich wünsche dir und deiner Oma alles Liebe und dass ihr die Lebensform findet, die für sie am besten ist. 🙂
Ich möchte mich für Ihren Artikel bedanken. Er hat mir geholfen, mir selber eine Betreuung zu suchen, bzw. wir nennen es „Begleitung“, das trifft es eher. Da ich im Haushalt keine Hilfe brauche, sondern eine soziale Phobie habe, sind es im Moment hauptsächlich gemeinsame Spaziergänge und das Ziel, gemeinsam einen neuen Bekanntenkreis zu erschliessen. Es läuft jetzt erst seit 2 Monaten aber ich merke jetzt schon, wie gut es mir tut, da auch die Chemie zwischen mir und meiner Betreuerin stimmt. Einfach war der Schritt für mich nicht, ich musste mich überwinden, mir Hilfe zu holen, aber ich kann es, wie Sie, auch empfehlen.
Hallo Ulrike, danke für den Kommentar. Das freut mich wirklich sehr zu lesen. Ja, dass die Chemie stimmt ist wirklich grundlegend wichtig. 🙂 Alles Gute weiterhin!
Ich bin gespannt ob mein Beitrag, mein Kommentar hier veröffentlicht wird.
Mich würde stark interessieren, ob es einen Zwang gibt, Betreues Wohnen anzunehmen, wenn eine Einrichtung, zB Adaptionseinrichtung, dies empfiehlt. Auch wenn der Rehabilitand anderer Meinung ist und es keinen anderslautenden Beschluss eines Gerichtes gibt.
Bin sehr gespannt auf Ihre hoffentliche ausführliche Antwort.
Hallo Jürgen,
das würde mich auch interessieren. Ich hoffe sehr, dass es keinen solchen Zwang gibt. Ich bin stark dafür, dass Hilfsbedürftige selbstbestimmt entscheiden dürfen, wie sie ihr Leben gestalten.
Rebecca
Hallo Rebecca,
erst einmal vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel, der mehr Infos zu diesem Thema bietet, als ich sonst bisher finden konnte, wenn man sich wie ich recht neu mit diesem Thema auseinandersetzt.
Ich habe momentan folgendes Problem:
finde es ziemlich schwer, wie ich jemandem meinen Bedarf beschreiben könnte.
Wie kann man da erstmal für sich selbst weiter kommen? Hast Du da vielleicht einen Tipp?
Ich fange grade erst an zu ahnen, dass nicht alles, was ich aufgrund meiner Situation (habe ne kPTBS mit emotionaler Instabilität, dazu gibt es leider einige wackelnde Säulen in meinem Leben) schwierig finde, so unveränderlich/ stagniert bleiben muss, wie es sich nun schon länger anfühlt. So wie: „ist halt jetzt so“.
Andererseits bin ich unsicher und weiß nicht so recht, was von all dem was ich bisher als eben zur Situation gehörend, irgendwie „schwierig aber normal“ fand vielleicht doch was wäre für dieses ABW..
Wie findet man das heraus?
Wie soll ich beantworten, welche Unterstützung ich gern hätte, wenn mir bisher gar nicht klar ist, was da möglich wäre bzw. die Sicherheit fehlt, weil ich momentan eher nicht überzeugt & sicher verschiedene Punkte auflisten könnte, die da rein passen, sondern eher so ein allgemeines vages Gefühl manchmal da ist: „ich wünsche mir Unterstützung, z.B. mit der Wohnung, in der ich mich nicht recht wohlfühle oder beim Thema Selbstfürsorge“.
Und: Das könnte ja auch durch die Therapie bearbeitet werden, oder? (Die fängt bei mir auch grade erst an). Wie trennt man das?
Hoffe, es wird klar, was ich fragen will. Fühlt sich grade schwierig an, es Dir verständlich zu beschreiben.
Ich versuche es jetzt einfach mal.
Liebe Grüße und alles Gute
Marie
Hallo Marie,
das kann ich nachvollziehen. Solche Fragen stelle ich mir auch manchmal, also was an mir lässt sich verbessern, was darf ich als unveränderlich akzeptieren? Ich habe darauf keine endgültige Antwort und denke auch nicht, dass es eine gibt, da sich dass ja durchaus im Leben verändern kann. Ich habe dennoch zwei Teilantworten.
1. Ein Beispiel bei mir war es z.B. dass ich Schwierigkeiten habe einer Tagesstruktur mit festen Zeiten etc zu folgen. Ich habe ganz lange geglaubt, das sei eine Schwäche und ich auf diese Weise nichts erreicht bekomme. Ich habe alles mögliche ausprobiert, damit es klappt. Geklappt hat es aber immer nur kurzfristig. Langrfristig habe ich auch nicht mehr geschafft, mich zu viel mit Optimierung beschäftigt und mich vor allem scheiße gefühlt, weil ich es nicht schaffe, aber täglich diese Erwartungen an mich selbst stelle, welchen ich nie ganz gerecht werde. Das ist z.B. eine Art und Weise, wie ich herausfinde, was ich kann und was nicht. Ich probiere es aus. Und gucke, ob es hilft, oder eher schadet. Ob ich mich wohl dabei fühle oder ob es mir schlecht damit geht. Das könnte man z.B. auch auf meine sozialen Ängste übertragen. Wenn ich mich in Wahrheit nach zwischenmenschlichen Kontakten sehne, ist das etwas, was ich angehen könnte, es zu verbessern. Aber nur soweit, wie ich mich wohl damit fühle. Nimm dich so an, wie du bist und guck von da aus, was du WILLST.
2. In meinem Fall war es so, dass ich genau solche Fragen, wie du sie mir stellst, mit meiner Ansprechpartnerin vom Ambulant Betreuten Wohnen besprechen konnte. Ich hatte auch immer die Möglichkeit zu sagen, dass ich den Fokus verändern möchte oder in einem anderen Bereich dich mehr Hilfe benötige oder eben weniger. Was in dem SGBXII-Antrag genau steht ist vor allem wichtig für die Leistungsbewilligung. Wie eure Zusammenarbeit tatsächlich aussieht, klärt ihr im individuellen Gespräch unter euch. Auch z.B. die Frage, was gehört ins ABW und was in die Therapie haben wir gemeinsam geklärt.
Ich hoffe das konnte etwas helfen.
LG
Rebecca